Genre: Singer Songwriter
In einer digitalen Ära, in der Musik vorwiegend als Fastfood konsumiert wird und die Hörgewohnheiten durch die immer gleichen Geschmacksverstärker konditioniert sind, wagt der Liedermacher Milian Otto die Unverschämtheit, die Worte in den Fokus zu setzen und so mit seiner unverblümten Sicht auf die Welt, den Synapsen seiner HörerInnen ein feines Fressen vorzusetzen. Die zwölf Lieder auf Milians Debütalbum „Wahnwitz und Gelegenheit“ sind eine Auswahl aus unzähligen Liedern, die sich im Laufe der Jahre in Milians Repertoire aufgestapelt haben. Hierbei schrieb er ausschließlich sein eigenes Material, lediglich das Lied „Trotz alledem“ bedient sich einer traditionellen schottischen Melodie, zu der Milian eine Neufassung des Textes geschrieben hat. Sie reiht sich ein in zahlreiche Bearbeitungen der Ursprungsversion von Ferdinand Freiligrath (1848) – die bekanntesten unter ihnen stammen von Wolf Biermann und Hannes Wader. Neben diesen beiden Größen der deutschen Liedermachergeschichte sind es Rio Reiser, Victor Jara, Fabrizio de André und Georges Brassens, die das Fundament für Milians Liebe zum Geschichtenerzählen gelegt haben. Ihre Fähigkeit, die Welt hinter der Welt abzubilden und das Brennglas auf die klaffenden Wunden ihrer Zeit zu richten, sind für Milians Schreiben ständige Orientierung und Inspiration. Als Schauspieler ist Milian seit vielen Jahren auf den deutschsprachigen Bühnen zuhause und hat während seiner Festengagements in Düsseldorf und Zürich in dutzenden Produktionen mitgewirkt, unter anderem bei Karin Henkel, Herbert Fritsch, Jan Bosse und vielen anderen. Was das Schauspiel mit seiner Musik verbindet, ist die Lust an der Sprache, die Lust am Erzählen und der Wille, gehört zu werden. Je kleiner die Geste, desto größer der Inhalt. Kaum ein Lied, das nur eine Geschichte erzählt. Kaum ein Lied, das nicht auch ein Liebeslied ist. Kaum ein Lied, das nicht auch die eigene Ambivalenz im Großen und im Kleinen spiegelt. Viele von Milians Texten bewegen sich im Spannungsfeld zwischen den unvermeidlichen persönlichen und kollektiven Widersprüchen der menschlichen Existenz und dem zu schöpfenden Mut, die eigene Unzulänglichkeit in eine positive, verändernde Kraft umzuwandeln. So ist für ihn die Selbstdurchleuchtung, die mitunter auch erst einmal einen dystopischen Anschein haben kann, lediglich der erste Schritt zu einer progressiven Vision. Die Aufnahmen zu Milians Debüt, das er in Eigenregie selbst eingespielt hat, entstanden über einen Zeitraum von circa zwei Jahren zuhause in seinem Schlafzimmer – die knarzigen Schritte der Nachbarn haben darauf ebenso ihren Platz erzwungen wie die eine oder andere vorbeifahrende Straßenbahn. Dabei diente eine alte, widerspenstige Bandmaschine als Aufnahmegerät und prägendes Soundelement. Ob beim Songwriting oder in den Arrangements: Immer ist es Milians Anliegen, seine Lieder auf das Essentielle zu reduzieren. So bleiben neben dem Fuß-Tapping auf „Trotz Alledem“ und einigen perkussiven Elementen am Ende von „Der weiße Traum“ die verschiedenen Gitarren die einzigen Instrumente auf dem Album.
Mit „Wahnwitz und Gelegenheit“ im Gepäck (Label: Tap-Water Records), wird er im Herbst/Winter 2018 in Deutschland und der Schweiz unterwegs sein. Ende 2018 wird Milian zudem in der Roman-Adaption „Adam und Evelyn“ zum ersten Mal auf der Kinoleinwand erscheinen.