Skalitzer Straße 85-86, Berlin Kreuzberg
Indie / Rock / Pop
Konzert
Mo 4. Juni 2018
Konzert
PORT CITIES
„Sound of Your Voice“ Tour 2018 | Support: June Cocó

Sound of your voice Tour 2018

Genre: Indie / Rock / Pop

Eine Hafenstadt ist ein Ort, an dem Kulturen und Geschichten aufeinandertreffen, wo Waren und Ideen importiert und vom lokalen Blutkreislauf absorbiert werden. Mit ihrem Namen PORT CITIES stellt sich das Trio aus Nova Scotia – wo jeder der drei bereits als Songwriter erfolgreich war – in eben diese Tradition. Die Wahl des Bandnamens verweist nicht nur auf ihre Herkunft (das Hafenstädtchen Cape Breton), sondern auch auf ihre Musik, die unterschiedliche Stile und Erfahrungen zu einem einzigartigen Roots-Rock-Sound verknüpft.
PORT CITIES gleichnamiges Debütalbum ist die erste Gemeinschaftsleistung der Gruppe, doch ihre Mitglieder sind allesamt tief in der maritimen Musikszene verwurzelt: Zusätzlich zu drei veröffentlichten Solo-Alben hat Carleton Stone als Songwriter mit fast allen zusammengearbeitet – von der Quebecer Soul-Sensation Bobby Bazini bis zum heißgeliebten Akustik-Troubadour Donovan Woods. Dylan Guthro brachte seinen eigenen Mix aus Folk und RnB ins Zusammenspiel mit dem Halifax’schen Hip-Hop-Helden Classified und der EDM-Crew Neon Dreams. (Auf deren Single „High“ aus dem Jahr 2015 ist Guthro neben Rap-Superstar Waka Flocka Flame gefeatured). Und Breagh MacKinnon ist eine Jazz-geschulte Chanteuse, deren Album „Where the Days Went“ 2012 für einen ECMA-Award nominiert war. Seither lieh sie ihre Stimme den Produktionen von David Myles und Ria Mae, Pop-Ikonen der kanadischen Ostküste.
Der Zusammenschluss von PORT CITIES hat sich über sechs Jahre angebahnt. Ihr Weg kreuzte sich erstmals 2011 bei einem Songwriter-Workshop, der von Gordie Sampson moderiert wurde – er stammt ebenfalls aus Nova Scotia und ist zu einem der gefragtesten Autoren und Produzenten in Nashville aufgestiegen. (Die Liste seiner Kollaborationen, unter ihnen Carrie Underwood, Miranda Lambert und Florida Georgia Line, würden eine ganze Grammy-Verleihung füllen.) Dieses erste Zusammentreffen führte 2014 zu einer Triple-Bill-Tour, die, so erinnert sich MacKinnon, „ursprünglich nur ein Kreis aus Songwritern sein sollte, sich am Ende aber mehr wie eine Band angefühlt hat und nicht wie drei einzeln auftretende Musiker. Es war einfach magisch, wenn wir zusammen gesungen haben. Kurz darauf stand die Idee im Raum, es offiziell zu machen und eine Band zu gründen.“
Nachdem sie sich in den vergangenen zwei Jahren durch regelmäßige Auftritte eine frenetische Fangemeinde im Osten Kanadas aufgebaut haben, nahm das Trio die Basis-Tracks für ihr Debütalbum in Nashville auf, wobei sie sich der besten Session-Musiker aus Sampsons dicker Rollkartei bedienten. Doch dann schleppten sie die Aufnahmen mit nach Hause und „stellten alles auf den Kopf“, so Guthro. „Wir haben diese merkwürdigen, dichten Gruppengesänge gemacht, Klänge kreiert und mit ihnen experimentiert – und dadurch haben wir eine Stimmung geschaffen, die über die gesamte Platte hinweg konstant ist.“

Das Ergebnis ist die perfekte Balance von Nashville und Nova Scotia: zwischen rustikal und atmosphärisch, zwischen Indie-Intimität und der Art von hymnischen Stadion-Pop, mit dem PORT CITIES ihre weltumspannenden Ambitionen preisgeben. (Im Herbst 2016 startete die Band ihre Jungferntour quer durch Kanada und Europa). Es ist eine Platte, die auf der kollektiven Erfahrung im Songwriting basiert, aber auch die emotional-dunkle Tiefenströmung offenbart, die unter den himmlischen Harmonien und dem herzrasenden Stampfen von „Back to the Bottom“ lauert, oder die angedeutete Untreue, die sich im fröhlich-entspannten Trällern des Country-Rock Songs „On the Nights You Stay Home“ verbirgt. Selbst auf den überschwänglichsten Tracks des Albums ist nichts so, wie es oberflächlich scheint: Der sanfte Afro-Pop-Groove von „How to Lose You“ entlockt dem Liebeslied die Angst vor der möglichen Einsamkeit; „The Out“ ist ein disco-geküsstes Trennungslied – perfekt geeignet, um nur mit sich selbst zu tanzen.
Stone erklärt: „Ein Motiv, das unsere Liedtexte miteinander verbindet, ist eine weniger perfekte Vorstellung von Liebe. Wir haben keine Angst zu sagen, dass nicht immer alles großartig ist, oder vieles von dem in Frage zu stellen, worum es in den normalen, traditionellen Liebesliedern geht.“
Das Album schließt mit der düsteren Ambient-Ballade „Astronaut“: Der Song beschwört Weltraumbilder, zwingt den Hörer aber zu einer unsanften Landung auf der Erde und ersetzt die Kindheitsträume von interstellaren Abenteuern mit der nüchternen und nervenaufreibenden Navigation durch die Tücken des Erwachsenenlebens. Es ist ein stimmiges Finale für ein Album, das es sich im Grenzbereich zwischen Vertrautem und Fremdem gemütlich macht und beruhigende Klänge mit aufrüttelnden Texten kombiniert. Denn das macht das Leben in einer Hafenstadt aus: Der Ort, den man Heimat nennt, ist gleichzeitig die Schwelle zum großen Unbekannten – und der malerische Blick über die Weite des Wassers kann jederzeit den tosenden Wellen und der gefährlichen Strömung weichen.

Sie hat die angedüsterte Eleganz des einstigen „It-Girls der Existenzialisten“, Juliette Gréco, und Johnny Cash klingt auch oft durch. Doch June Cocó als ein chansonträllerndes Cowgirl abzustempeln wäre weit gefehlt. Die Songwriterin aus Leipzig hat viele Inspirationsquellen: Nina Simone, Randy Newman, Tom Waits oder Bob Dylan sind einige. Zu hören kriegt man auf ihrem Debüt „The Road“ feine und kantigere Töne wie Noise, Dreampop oder Ambient, denen stets ein schöner Schuss Vintage anhaftet.

Vor sieben Jahren fing sie an, eigene Songs zu schreiben, die musikalisch in Jazzgefilde mündeten und ihr Jobs als Pianistin in Bars und Hotel-Lounges verschafften. Spielpraxis wurde gesammelt und die Livequalitäten ihres Gesangs perfektioniert. Ihre Musik erweiterte sich vom Jazzigen hin zu „futuristischem Italowestern“: Ennio Morricone also outta space? Wohl kaum, denn selten kriegt man ein so facettenreiches Album vorgesetzt wie das Debüt der June Cocó.

„The Road“ versprüht Aufbruchstimmung. Die Texte handeln von Liebe und damit verbundener Sehnsucht, von Freundschaft, Freiheit und Unabhängigkeit. Davon zeugt beispielsweise das mit außer- ordentlichem Single-Potential ausgestattete „Rain Falls“, wo mit Vergangenem abgeschlossen und hochmotiviert in die Zukunft geblickt wird. Dabei kommt June Cocó’s Stimme eine besondere Bedeutung zu: wirkt sie hier noch selbstbewusst bis kämpferisch, möchte man sich gleich darauf im minimalistisch arrangierten „Romeo’s Late“ in den Schlaf wiegen lassen, so einfühlsam, liebevoll und klar singt sie.

Begeistert ist auch Jazzlegende Richie Beirach, einst an der Seite von Stan Getz, Chet Baker oder John Scofield unterwegs und heute Professor für Jazzpiano an der Hochschule für Musik Leipzig: „June Cocó is multi-talented and multi-stylistic. Once you hear her music, it’s a completely satisfying, very uplifting and inspiring feeling. There is a broad collection of different styles, lyrics and attitudes. And of course the voice and creative energy is the one very consistent thing behind all the music.“

Örtlicher Veranstalter: Trinity Music