Skalitzer Straße 85-86, Berlin Kreuzberg
Alternative Pop
Konzert
Mo 4. Dezember 2017
Konzert
Mariam The Believer
Support: Chikiss

„Living, loving, moving, hoping, trying, crying, fighting, growing, staying, doubting, feeling, knowing, singing, playing, dying, floating“ – aus dem Song „Eternity“

Genre: Alternative Pop

Als sich Mariam The Believer – in ihrem Ausweis steht Mariam Wallentin – daran machte, ihr zweites Soloalbum „Love Everything“ aufzunehmen, hatte sie dafür ein klares, recht simples Credo im Hinterkopf: Sie wollte zur Essenz, zum Kern der Musik vordringen, die ihr immanente Kraft herausarbeiten, dafür Menschen zusammenbringen, Teile zu einem größeren Ganzen zusammenfügen und so insgesamt etwas Ermutigendes erschaffen.

Von ihr komplett selbst geschrieben und produziert, erscheint der Nachfolger zum 2013 veröffentlichten Solo-Debütalbum „Blood Donation“ am 20. Oktober 2017 auf ihrem eigenen Label Repeat Until Death.

Neben ihren Soloveröffentlichungen als Mariam The Believer, ist Mariam Wallentin auch eine Hälfte des Gesangs-und-Percussion-Duos Wildbirds & Peacedrums, zu dem auch ihr Ehemann Andreas Werliin gehört. Darüber hinaus ist sie Gründungsmitglied und Songschreiberin jenes kollektiven Big Band-Wahnsinns, der auf den Namen Fire! Orchestra hört. Weil ihre musikalischen Wurzeln genauso im Bereich der Improvisation liegen wie im Pop oder auch im Soul, hat Wallentin im Verlauf ihrer Karriere wirklich unzählige Genres und Klangregionen erforscht: Chorkompositionen und Drum-Circles, Free-Jazz-Konstellationen oder auch eine Hauptrolle in einer modernen Oper von Ben Frost sind nur ausgewählte Stationen dieser Entwicklung. Bekannt für ihre stets kompromisslose Herangehensweise, startete sie ihr Mariam The Believer-Projekt, um verstärkt in Richtung Pop aufzubrechen.

Auf „Love Everything“ bekommt Wallentin Unterstützung von etlichen Musikern aus ganz unterschiedlichen Ecken: Insgesamt waren 15 Musiker an der Entstehung dieser Songs beteiligt, die sich mit jedem Gastbeitrag organisch weiterentwickeln, winden und wandeln. Von einer Gesangsvirtuosin wie Sofia Jernberg über Oren Ambarchi, der für seine Noise- und Drone-Experimente bekannt ist, bis hin zum schwedischen Free-Jazz-Star Mats Gustavsson reicht diese Liste: Eine extrem bunte, eklektische Truppe unterstützte sie, und doch ist „Love Everything“, zumindest im Kern, letztlich eine Sammlung von astreinen Popsongs.

Zugleich manifestiert sich in diesen neuen Songs immer wieder der Albumtitel selbst: „Love Everything“ – ein Aufruf, Gelegenheiten beim Schopfe zu packen und die Liebe als konkrete Lösung zu betrachten. Inhaltlich befasst sich Wallentin mit den großen Fragen: es geht um Liebe und Verlust, um das Wechselspiel aus Ewigkeit und Leere, das hinter unserer körperlichen oder allein den Umständen geschuldeten Situation aufblitzt, in die wir geboren werden und der wir oftmals nur schwerlich entfliehen können. „Love Everything“ proklamiert nun die Liebe als Ausweg: sie kann helfen und heilen. Es geht um eine Entscheidung, die wir in jedem Moment aufs Neue treffen, jeden Tag und in jeder Sekunde – und diese Entscheidung hat auch etwas Mutiges.

„How to be free is to look around / To see and hear that we are all the same“ – aus dem Song „Pieces“

Normalerweise sind es ja Percussion-Rhythmen und Schlagzeuge, die Wallentins Stimme einrahmen und vorantreiben, aber auf „Love Everything“ geben ganz klar die Melodien den Ton an: Das Klavier ist es dieses Mal, das ihre kraftvolle, bisweilen schon etwas krude, ehrliche Stimme mit seinen Harmonien umspült. Die Songs selbst sind gut abgehangen, durch und durch reif: Man sollte sie sofort verzehren, bevor sie sich weiterwandeln und neue Strukturen, neue, unerwartete Formen von Schwere und Süße annehmen. Druckvolle Balladen werden durchkreuzt von Rhythmuswechseln, zauberhafte Gesänge fließen über in pulsierenden R&B-Sound, und hinter jeder Ecke wartet etwas Neues, eine neue Möglichkeit…

Örtlicher Veranstalter: Puschen