Genre: Elektro / Pop
„Taktstelle“ ist eine Musik- und Tanzveranstaltung, die Musiker aus Berlin mit Tänzern aus unterschiedlichen Genres, Ländern und Philosophien zusammenbringt.
Philipp Selalmazidis hat seit 2012 achtzehn Ausgaben des Musik-und-Tanz-Events in Berliner Clubs (Lido, SO 36, Bi Nuu, Roter Salon u.a.) auf die Bühne gebracht. Alle Verbindungen sind denkbar, keine Kombination ist vorhersehbar.
In dieser Ausgabe trifft Valerie Renay mit Ihrer Schlagzeugerin Sara Neidorf auf die
Tänzerin Stella Zannou und den Tänzer Alexander Carrillo. Nach einer Aufwärmphase und gemeinsamer Arbeit, lassen sich die vier auf einen gemeinsamen Punkt hin treiben. Carrillo und Renay kennen sich gut und teilen eine Faszination am Schaurigen, am Abgründigen im Menschen.
Selalmazidis‘ Band The Yeddings stellt an diesem Abend mit der Tänzerin Astrid Endruweit ihr Debütalbum „Way of my Past“ vor. Musikalisch inspiriert von der Biographie ihres Frontmannes und mit tänzerischer Hingabe, nähert sich die Paarung mit viel Nebel und Spuk dem Kontrollverlust, dem Verloren sein des eigenen Körpers, dem geisterhaften Schwanken des eigenen Spiegelbildes.
Schonungslos, unbändig, gefühlvoll: Vielleicht vermag diese Trias die schon nahezu rituelle Erfahrung zu erfassen, die bei den vollkommen mitreißenden und extravaganten Live-Acts mit Valerie Renay auf der Bühne ausbricht – gesegnet mit einer gehörigen Portion Punk Attitüde!
Bei ihren gleichermaßen rauen wie sinnlichen Stage Shows präsentiert die wandlungsfähige Musikerin und Performerin ihr Werk „of empowering and ethereal songs that exude dreamy, dark electronic scents with a visceral twist.“ Zwischen Postpunk und Dark Electronics entfalten sich komplexe Ebenen von Synth und hypnotischen bass lines, die auf betörende tribal beats treffen. All das bündelt sich in dem Debut-Solo-Album „Your Own Shadow“ (co-produziert von Alexander Paulick-Thiel (Kreidler)), das Valerie Renay live präsentiert.
Valerie Renay (Noblesse Oblige) ist Performerin, Musikerin, Malerin und DJ. Zuletzt sang sie in „Aids Follies“, Sophiensaele, sie schrieb Musik für die Butoh-Tänzerin Yuko Caseki und das Stück „Will you come with me?“, Dock11, konzipierte ein Reading im Gorki Theatre/Studio R, spielte in „Fck me I love you“ im English Theatre Berlin und gab Solo-Live-Konzerte beim Pop-Kultur Festival (DE), Spill Festival (UK) und Santarcangelo Festival (IT).
Stella Zannou arbeitet als Choreographin, Tänzerin und Pädagogin und lebt seit 2009 in Berlin. Sie hat Zeitgenössischen Tanz und Choreographie in Athen (Greek State School, American College of Greece) und London (London College of Dance und London Studio Centre) studiert. Als Tänzerin war sie unter anderem für Johannes Wieland am Staatstheater Kassel, Maya M. Carrol (nee Lipsker), Clint Lutes, Richard Siegal, Walter Bickmann, Athina Vahla, M. Klien, Nicolas Mortimore, Kunst-stoff (Yannis Antoniou), Editta Braun, Thomas Mettler, Apostolia Papadamaki, Haris Mandafounis, K.Mixos und Prosxima Dance Company tätig. 2006 gründete Stella Zannou die Smack Dance Company in Athen mit der sie ihre eigenen choreographischen Arbeiten im In- und Ausland zeigte. Stella hat auch für das Opernhaus in Wien, die Company „Bodhi Projekt“ am SEAD, das Staatstheater Kassel, die Sozo Visions of motion, “American College of Greece“ usw choreographiert. Sowohl als Tänzerin wie auch als Choreographin hat sie zahlreiche Preise erhalten, von der Zeitschrift ballettanz/ Tanz wurde sie bereits zweimal für die Tänzerin des Jahres nominiert.
Alexander Carrillo, ist ein kolumbianischer Künstler, wohnhaft in Berlin. Er ist Tänzer, Choreograph und Produzent. Der Schwerpunkt seiner künstlerischen Auseinandersetzung liegt in der Reflexion des ‚hässlichen’ und grotesken des Menschen als Spiegel der Realität und das Verhältnis „Künstler – Zuschauer“. Startete das „DREIZIG Festival“ in Berlin und die DASEIN-Series, ein ortsspezifisches Weltprojekt. Seine Stücke „El Ultimo Vuelo“, Gewinner des Nationalen Wettbewerbs der Choreographen, Belgien 2017, „Human Intermittents: A Journey“, Finalist des Wettbewerbs der Choreographen, Polen 2014, und „WhARTever Should happen – Eine Welt auf dem Kopf“, Berlin, sind 2016 erfolgreich / 17 und zurück im Jahr 2019, viele andere Tanzstücke und Kunstprojekte. Carrillo arbeitete im laufenden Jahr 2019 mit „Manifiesta“, Manifiestos for Queer Future, mit Aerea Negrot & Simon Paetu am HAU Hebbel am Ufer – Berlin, nahm im Jahr 2018 an dem Preis „Flausen-Residenz für junge Künstler“ Deutschland und an der Berlin Biennale 2018 mit Okwui Okpokwasili. Er hat mit Stella Zannou, Ivo Dimchev, Jérôme Bel, Louis Malvacias, Marina Abramovic, Jeremy Nelson, Malou Airaudo, Rodolpho Leoni, Mark Sieczkerek, Allora und Calzadilla, Cie. Fors Works und seiner Dramaturgin Carolina Ortega menge andere gearbeitet.
The Yeddings Record Release Show „Way of my Past“
Der bärtige Mann mit dem Turban hatte es im Jahre 2001 zu weit getrieben: der Turmfall in New York und seine Auswirkungen gaben Philipp Selalmazidis den Rest. Ohnehin schon verstrickt in einem wahnwitzigen Geflecht aus Rebellion, Religion, Wut und Liebe, spiegelte jetzt auch noch das große, kranke Außen das wundgeriebene Innere. Es musste etwas passieren. Ein reinigendes Fegefeuer, ein klärender Exorzismus, ein neufärbendes Babylon, das sollte es werden, als Philipp Selalmazidis mit seinen Liedern nach Hamburg ging um sich in Clubs und Kaschemmen als Musiker anzudienen. Seine Hoffnung auf Änderung wurde nicht enttäuscht und seine Lieder reiften durch die wilde, schmutzige, schöne und gefährliche Achterbahnfahrt. Aber es war eine Roßkur, deren richtige Dosis man spüren muss, sonst tötet sie einen an Seele, Leib oder beidem. Philipp packte abermals und zog nach Berlin. Und dort fand er, auf wundersame und schöne Weise, den Frieden zum Singen. Und die Lieder waren endlich an ihrem richtigen Ort, sie fanden Heimat bei den Yeddings und ihren vielen musikalischen Freunden. Das neue Album ist ein Mix aus beinhartem Bums und magnetischer Mondfahrt. (VÖ Termin: 1. November 2019/Label: Fuego)
Astrid Endruweit, die von Makiko Tominaga und Tadashi Endo viele Jahre im Butoh-Tanz ausgebildet wurde, erschien 2000 zum ersten Mal auf der Bühne mit ihrem unter der Regie von Michael Laub entstandenen Solo „pigg in hell“. Neben anderen Regisseuren und Choreographen wie Chris Kondek und Meg Stuart, arbeitete sie seitdem intensiv als Performerin mit Michael Laubs Tanz- und Theatergruppe „Remote Control Productions“ zusammen, steuerte Texte, Lieder, Kostüme, Videos und Choreografien bei und entwickelte eine eklektisch-schöpferische Arbeitsweise, die sich neben verschiedenen Tanzstilen auch aus der bildenden Kunst speist. Seit Michael Laub mit „Alone“ (2004) ihr Bühnenporträt erarbeitete, dem eine enge musikalische Zusammenarbeit mit Larry Steinbachek vorausging, begleitet sie seine in vielen Städten entstandenen „Portrait Series“ als Dramaturgin und Videokünstlerin. Mit Intelligenz, künstlerischem Eigensinn und Zuneigung kann Endruweit unterschiedlichste Menschen und Charaktere in ihre Arbeit mit einbeziehen und deren Qualitäten für die jeweiligen Projekte fruchtbar machen.